low-poly people standing in front of a door in a public building, discussing something, scratching heads, being bored

IT-Sec - Pflichtfach ohne Hörsaal bei der Klausur

Analyse/Meinung

Verzögerung der IT-Sec Klausur um eine Dreiviertelstunde wegen Problemen im Galileo

Ein altes Fach im neuen Studienplan

IT-Sec, oder, um es bei seinem vollen Namen zu nennen “IN0042 IT-Sicherheit”, ist ein Modul an der Informatik-Fakultät der TU München. Es ist in der neuesten Version des Studienplans für den B.Sc. Informatik (ab Wintersemester 21/22) als Pflichtfach aufgenommen worden. Damit einher ging eine verdopplung der Anmeldungen, und laut Aussage der Übungsleitung eine Verdreifachung der Menschen im Hörsaal. Dieses Semester (WiSe 22/23) fand die erste IT-Sicherheit Klausur statt, seit es zum Pflichtfach erhoben wurde.

Audimax oder Hörsaal, das ist hier die Frage

Wie es anfing

Es ergab sich, dass in diesem Semester(WS 22/23) die Prüfung des Faches am 15.2., einem Mittwoch, stattfinden sollte. Dazu wurden der Klausur wie üblich Räumlichkeiten zugewiesen, um möglichst alle Studierenden unterbringen zu können.

Doch es kam, wie es kommen musste, und manuelle Übertragungswege aus einem überlasteten System machten den schönen Plan zunichte. Statt dem 1300 Personen fassenden Audimax im Galileo, in den man mit Prüfungsplatzierung rechnerisch um die 250-300 Prüflinge unterbringen kann, wurde der kleinere Hörsaal im Galileo gemietet, in dem 300 Studierende oder 70 Prüflinge unterkommen können.

Um die beiden Hörsäle bei ihren vollen Namen zu nennen: “Hörsaal im Galileo nur Mo-Do 7-19 Uhr” beziehungsweise “Audimax im Galileo nur Mo-Di 7-19 Uhr”. Der Kenner erkennt da vielleicht schon das Problem.

Der Hörsaal ist voll!

Natürlich ist die Bezeichnung an sich etwas schwammig - ist ein Audimax nicht eigentlich auch “der” Hörsaal?

Diese Verwirrung machte sich auch unter den Studierenden breit, und so teilte sich der Strom: Einige fanden sich vor dem “Audimax”, die anderen vor dem “Hörsaal” wieder. Nachdem es der erste Schwung tatsächlich in den viel zu kleinen Hörsaal geschafft hatte, bildete sich eine Traube an minder glücklichen Gestalten, die nun zwar gebildet, aber im Bildsinne doch dumm, dastanden.

Glücklicherweise ebenfalls unter den Unglückskindern war die Übungsleitung, die sich sofort daran machte, die Studierenden so gut es ging in anderen Hörsälen unterzubringen. Eine versuchte Einigung unter der Hand um doch noch in den Hörsaal einziehen zu können scheiterte, da gerade an jenem Mittwoch Wartungsarbeiten stattfanden, die auch diesen Notfallplan zunichtemachten.

Niemand rechnete mit diesem speziellen Problem - nach Kenntnis der Übungsleitung gab es dieses Problem so noch nicht an der exzellenten TU München. Daher gab es natürlich leicht chaotische Zustände in denen allen 160 - 180 Prüflingen ein Platz verschafft wurde.

Schließlich kamen alle im Friedrich-Bauer Hörsaal im MI, sowie in dem kleineren Hörsaal im Interrims I unter, der glücklicherweise leer stand, da nur etwa 669 von den angemeldeten 831 tatsächlich zur Prüfung antraten.

Das größere Problem waren die TUMExam Stickerlisten

Problematischer als die Verteilung der Menschen auf Räume war jedoch laut Aussagen der Übungsleitung die Zuteilung der TUMExam - Sticker zu den Prüflingen. Anhand derer werden Prüflinge pseudonymisiert mit ihrer Klausur in Verbindung gebracht, um möglichst gerechte Korrekturen und deren maschinelle Verarbeitung zu ermöglichen.

Dazu sollte man wissen, dass die Verteilung auf die Hörsäle nach Nachnamen passiert, die Verteilung der Studierenden innerhalb eines Hörsaals ist aber relativ undurchsichtig. Der Vorschlag eines betroffenen Prüflings lieferte hier den entscheidenden Hinweis, und schon bald stand ein System, in dem die Studierenden wie mit Boarding-Groups auf die neue Sitzordnung verteilt wurden. Endlich konnte mit etwa vierzig Minuten Verzögerung die Prüfung beginnen - gerade rechtzeitig. Damit war nämlich nahezu der gesamte Puffer bis zur nächsten Klausur aufgebraucht. Diese Verzögerung wurde teils frustriert, teils mit Humor in den anderen Hörsälen verkündet, um die Verzögerung zu erklären.

class=“textpic-wrapper”>Bild aus einem der wartenden Hörsäle

Trotzdem ging hier am Ende alles gut:

“Ich möchte ausdrücklich meine Dankbarkeit den Studierenden aussprechen, die hier überwiegend besonnen und konstruktiv auf die Turbulenzen reagiert haben.”, so Fabian Franzen, der zuständige Übungsleiter.

Der Vergabeprozess der Hörsäle für Prüfungen

Schuldzuweisungen führen bekanntlich nicht zu einem produktiven Ausgang. Trotzdem stellt sich die Frage, an welcher Stelle im Prozess Fehler passiert sind und welche Umstände ebensolche Fehler begünstigen.

Der Prozess der Hörsaalvergabe beginnt einige Monate vor der Prüfungszeit. Die Prüfungsverwaltung des Campus Garching schätzt den ungefähren Bedarf an Prüfungsplätzen abteilungsintern.

Dieser Prozess ist - wie für die TUM typisch - umständlich, manuell und undurchsichtig, doch am Ende steht ein vorläufiger Prüfungszeitpunkt, sowie eine Sammlung an Hörsälen, um alle Prüflinge unterzubringen für alle Prüfungen eines Semesters. Beides wird nun einige Wochen vor der Veröffentlichung intern freigegeben, um auf etwaige Terminänderungen der Übungsleitungen reagieren zu können.

Laut Aussage der Übungsleitung ist es jedoch untypisch, dass an dieser Stelle Sonderwünsche geäußert werden. In Anbetracht dessen, dass die Überlastung der Prüfungsverwaltung durch ineffiziente Prozesse ein offenes Geheimnis ist, verursacht eine Änderung somit mehr Chaos, und verzögert schließlich die Veröffentlichung der Prüfungszeiten und -räume.

Sobald die Sammlung der Hörsäle feststeht, müssen in einem fehleranfälligen Verfahren die Stickerlisten manuell für TUMExam aus dem TUMOnline-System gezogen und für die Hörsäle angepasst werden. Hierher kommt auch der Fehler, der diesmal entstanden ist: Die Informationen werden händisch aus dem System übertragen und in verschiedenen Formaten verarbeitet - unter anderem werden TUMExam Stickerlisten gedruckt, Moodleposts verfasst, Meldungen gemacht und Studierende informiert.

Klar ist: Bei diesem System gibt es so viele Wege Fehler zu machen, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis einer merkbar passiert - IT-Sicherheit ist nun der bedauerliche erste Fall.

Die immer gleichen Umstände sind der Nährboden für immer größere Probleme

Das Raumproblem

Die Räumlichkeiten für die Informatikfakultät sind bekanntermaßen begrenzt. Nicht nur haben wir zu wenig Lernplätze (wir berichteten), sondern auch an Hörsälen mangelt es.

Besonders auffällig wird dieses Problem zur Prüfungszeit, bei der im Gegensatz zur Vorlesungszeit nahezu alle angemeldeten Studierenden auf dem Campus tatsächlich untergebracht werden müssen - und das sogar mit großen Abständen von Person zu Person. Diese logistische Großleistung jedes Semester zu leisten ist eine immer neue, große Herausforderung, insbesondere mit den aktuellen, überalterten und umständlichen Verfahren der Prüfungsverwaltung. Um alle Prüflinge den Abstandsregeln konform unterbringen zu können, werden traditionsgemäß auch die Hörsäle anderer Fakultäten am Campus und sogar in der Innenstadt angemietet.

Das Galileo

Nun gibt es zudem am Campus Garching das Galileo, das 2007 als die “Neue Mitte” des Campus entworfen wurde. Dieses Gebäude, das östlich der U-Bahn Aufgänge liegt, wurde aber stattdessen eher zu einer einbetonierten Erinnerung, dass es immer anders kommt, als man denkt.

Als öffentlich-private Partnerschaft aufgebaut sollte es dem Campus Leben einhauchen mit Supermarkt, Läden, Restaurants, Hotels und sogar einer eigenen Brauerei; und natürlich enthält es auch einige Räumlichkeiten, die die TU zu vertraglich günstigen Konditionen von der Betreiberfirma mietet. Unter anderem sieht besagter Vertrag vor, dass der Audimax der TUM 100 Tage im Jahr mietfrei zur Verfügung steht - sonst wird er meist als Konferenzsaal genutzt.

Aktuell sieht diese Nutzung so aus, dass die TU den Audimax an Montagen und Dienstagen benutzen darf. Außerdem gibt es noch einen kleinen Hörsaal, den die TU von Montag bis Donnerstag benutzen darf. Beide heißen in der Verwaltung natürlich zum Verwechseln ähnlich. Das macht den Wahnsinn perfekt.

Wie sinnvoll es ist, auf TU-Gelände einen Hörsaal mieten zu müssen, ist eine Diskussion die an anderer Stelle geführt werden muss, dennoch erkennt man auf einen Blick das Problem: Die End-Term-Klausur der IT-Sicherheit fand an einem Mittwoch statt und statt des Audimax mit einer Kapazität von 1300 Menschen wurde der kleine Hörsaal mit einer Kapazität von gerade mal 300 Studierenden ausgewählt, um die Prüflinge unterzubringen.

Dem Galileo hängen noch viele viele weitere Probleme an, doch kann man mit Fug und Recht sagen, dass niemand erwarten kann einen Hörsaal am Campus nicht betreten zu können, nur weil er dieses Mal zufällig nicht gemietet wurde.

Dankeschön

Insbesondere an Fabian aus der Übungsleitung sowie Julian, Viktor, Tassilo und Felix für Schilderungen aus studentischer Perspektive